Anti-A-20-Manifest – mit kleinen Schwächen

Ein brei­tes Bünd­nis von Ver­bän­den und Initia­ti­ven hat Ende Febru­ar ein „Nord­deut­sches Mani­fest für umwelt­ver­träg­li­che Ver­kehrs­kon­zep­te statt Küs­ten­au­to­bahn“ vor­ge­legt – ein beein­dru­cken­des Doku­ment, das aber lei­der „schwä­chelt“, weil es das Wachs­tum als Pseudo-Selbstwert nicht in Fra­ge stellt…

Von end­li­chen Res­sour­cen ist die Rede, von rück­sichts­lo­ser Aus­beu­tung der Natur, die etwa die bio­lo­gi­sche Viel­falt gefähr­de, von einem Leben und Wirt­schaf­ten „auf Pump“, das noch die Urur­en­kel belas­ten wer­de – alles zutref­fend. „Und wir wis­sen alle, dass die Stra­ße mit wei­tem Abstand der klima- und umwelt­schäd­lichs­te Ver­kehrs­trä­ger ist“, heißt es dann wei­ter – was auch unbe­streit­bar rich­tig ist.

Dar­aus ent­wi­ckelt das Bünd­nis dann aller­dings den fol­gen­den Forderungskatalog:

  • Stopp aller Ver­kehrs­pro­jek­te, die den Trans­port von Gütern auf die Stra­ße verlegen.
  • Güter­trans­por­te aus nord­deut­schen Häfen in die ost­eu­ro­päi­schen, skan­di­na­vi­schen­und Benelux-Staaten gehö­ren aus­schließ­lich auf das Seeschiff.
  • Güter­trans­por­te auf Lang­stre­cken grund­sätz­lich auf Schie­ne oder Schiff verlagern.
  • Für vor­han­de­ne Stra­ßen gilt: Instand­hal­tung und ggf. bedarfs­ge­rech­ter Aus­bau zur­Be­he­bung von Eng­päs­sen, kein Neubau.
  • För­de­rung regio­na­ler Produktions- und Han­dels­kreis­läu­fe zur lang­fris­ti­gen­Sta­bi­li­sie­rung der regio­na­len Wirtschaft.
  • Das Pro­jekt A 20 auf Basis aktua­li­sier­ter, über­prüf­ba­rer Pro­gno­sen und trans­pa­ren­ter­Kos­ten­be­rech­nun­gen volks­wirt­schaft­lich neu bewerten.
  • Stopp der A 20-Planung min­des­tens bis zur Offen­le­gung einer belastbaren,rechtsverbindlichen Finan­zie­rung des Elbtunnels.

Die­se For­de­run­gen sind eben­falls rich­tig und unter­stüt­zens­wert – mit einer ent­schei­den­den Aus­nah­me: Der Ruf, dass bestimm­te Trans­por­te aus den Häfen nach ande­ren Häfen aus­schließ­lich per See­schiff erfol­gen sol­le, birgt zwangs­läu­fig die Gefahr wei­te­rer Hafen-Aus- und Neu­bau­ten sowie wei­te­rer Fluss- und Fahr­was­ser­ver­tie­fun­gen – mit allen öko­lo­gi­schen und struk­tu­rel­len Fol­gen. Denn solan­ge die Gier nach unge­brems­tem Im- und Export-Wachstum mit beglei­ten­der Zunah­me sowohl regio­na­ler als auch glo­ba­ler Trans­port­strö­me nicht min­des­tens hin­ter­fragt, bes­ser noch bekämpft wird, solan­ge wird jede Güter­ver­la­ge­rung von der Stra­ße auf die Was­ser­we­ge die Rufe nach grö­ße­ren Schif­fen (aus Kos­ten­grün­den) und folg­lich tie­fe­ren Fahr­rin­nen sowie nach Fle­xi­bi­li­sie­rung durch wei­te­ren Kajen­bau (auch an bis­lang unbe­rühr­ten Stel­len) lau­ter und lau­ter wer­den las­sen. Die Fra­ge, was das dann für die jewei­li­gen Hin­ter­land­an­bin­dun­gen und damit – Kat­ze beißt Schwanz – wie­der für den Stra­ßen­bau bedeu­tet, die lässt das Mani­fest eben­falls offen. Ein „umwelt­ver­träg­li­ches Ver­kehrs­kon­zept“, das den Mee­res­um­welt­schutz kon­se­quent mit ein­schließt, ist das nicht: Was dem Mani­fest vor allem fehlt, ist die Aus­rich­tung auf das Mot­to „weni­ger – ein­fa­cher – langsamer“.

Das so genann­te „Mani­fest zur Küs­ten­au­to­bahn A 20“ wird getra­gen vor allem vom  „Koor­di­na­ti­ons­kreis der Initia­ti­ven und Umwelt­ver­bän­de gegen die A 20“, fer­ner von den Lan­des­ver­bän­den Bre­men und Nie­der­sach­sen des Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land (BUND) Lan­des­ver­band Bre­men, Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land (BUND) sowie vom NABU Nie­der­sach­sen, dem nie­der­säch­si­schen Lan­des­na­tur­schutz­ver­band (LNV), dem Ver­kehrs­club Deutsch­land (VCD), der Schutz­ge­mein­schaft länd­li­cher Raum Nord-West e. V. und der Initia­ti­ve „Eisen­bahn statt Auto­bahn“ (EsA).

(hier geht’s zum Mani­fest)

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WATERKANT-Redaktion

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