Umwelt- und sozialverträgliche Verschrottung eigener, ausgemusterter Schiffe, Fusion mit chilenischen Partnern, verhagelte Halbjahres-Bilanz (mehr Umschlag, weniger Umsatz) – die Hamburger Großreederei Hapag-Lloyd hat jüngst gleich mehrfach für beachtliche Schlagzeilen gesorgt.
Ausgediente Frachter der Hamburger Reederei sollen jetzt nicht mehr auf dem Gebrauchtmarkt verkauft werden, um so ein Abwracken an den Stränden von Indien, Pakistan und Bangladesch unter sozial wie ökologisch katastrophalen Bedingungen zu verhindern. Stattdessen will Hapag-Lloyd seine Schiffe nach Ausmusterung umweltgerecht auf spezialisierten Abwrackwerften entsorgen lassen.
Schiffe enthalten tonnenweise Giftstoffe wie Asbest, Blei, Schwermetalle oder verschiedenste Chemikalien; das in den genannten Ländern praktizierte Abwracken an ungeschützten Stränden und mit einfachsten Mitteln sowie unter gesundheits- und lebensbedrohlichen Umständen für die Beschäftigten verursacht seit Jahren schwerste, oft tödliche Unfälle und verheerende Umweltschäden. Diesen Zuständen wolle Hapag-Lloyd keinen Vorschub mehr leisten, verkündete die Reederei jetzt.
Patrizia Heidegger von der internationalen „Shipbreaking Platform“, die seit Jahren gegen diese Missstände kämpft, hat die Initiative von Hapag-Lloyd nachdrücklich begrüßt und andere Reedereien zur Nachahmung aufgefordert: Laut ihren Kenntnissen entsorge bislang nur die dänische Mærsk-Gruppe ihre Schiffe nach europäischen Umwelt- und Sozialstandards. Zwar hat die Internationale Schifffahrtsorganisation IMO seit 2009 im so genannten „Hongkong-Übereinkommen“ weltweit einheitliche Standards für die Arbeitssicherheit und den Schutz der Umwelt beim Schiffsrecycling vereinbart – aber bisher haben erst drei Staaten diese Konvention ratifiziert. Deutschland ist nicht dabei.
(Update 12. September) Aktuell hat die EU‑Kommission in Brüssel Hapag-Lloyds geplante Fusion mit der Containersparte der chilenischen Reederei CSAV unter Auflagen gebilligt. Dem Zusammenschluss müssen aber insgesamt noch rund 15 Kartellbehörden – unter anderem Chinas, Chiles und Brasiliens – zustimmen; geschieht das, würde Hapag-Lloyd die viertgrößte Containerreederei der Welt.
Allerdings hat die Fusion auch die Bilanz stark belastet, im ersten Halbjahr 2014 meldeten die Hamburger ein Minus von 173 Millionen Euro – gegenüber 73 Millionen im Vergleichshalbjahr 2013. Neben den Fusions-Kosten werden als weitere Ursache die weiter fallenden Frachtraten genannt: Hapag-Lloyd erzielte im Berichtszeitraum ein Transportplus von 5,8 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres – und musste dennoch einen Umsatzeinbruch um 144 Millionen Euro verkraften.
Mehr siehe hier: Hapag-Lloyd Schiffsrecyclingpolitik (PDF. englisch), Hapag-Lloyd-Bilanz (Pressemitteilung)