Wirtschaftsverbände machen Druck

Im Okto­ber 2015 tagt in Bre­mer­ha­ven die 9. Natio­na­le Mari­ti­me Kon­fe­renz (NMK) der Bun­des­kanz­le­rin. Aus die­sem Anlass haben ges­tern fünf mari­ti­me Wirt­schafts­ver­bän­de in einer gemein­sa­men Erklä­rung zur Stär­kung des mari­ti­men Indus­trie­stand­orts vor allem ver­bes­ser­te För­der­be­din­gun­gen ver­langt: Geld her, Angela!

Hin­ter dem For­de­rungs­ka­ta­log ste­hen der Zen­tral­ver­band Deut­scher Schiffs­mak­ler (ZVDS), der Zen­tral­ver­band der deut­schen See­ha­fen­be­trie­be (ZDS), der Ver­band für Schiff­bau und Mee­res­tech­nik (VSM), der Ver­band Deut­scher Ree­der (VDR) sowie der Ver­band Deut­scher Kapi­tä­ne und Schiffs­of­fi­zie­re (VDKS). Die mari­ti­me Wirt­schaft in Deutsch­land sei gut auf­ge­stellt, heißt es in dem Papier, doch müss­ten „gemein­sam mit der deut­schen Poli­tik“ die Wett­be­werbs­be­din­gun­gen am Stand­ort Deutsch­land dau­er­haft gestärkt und aus­ge­baut wer­den. „In ihrer wirt­schaft­lich ange­spann­ten Lage brau­chen ins­be­son­de­re die Ree­de­rei­en Rah­men­be­din­gun­gen, wel­che die Beschäf­ti­gung … deut­schen Per­so­nals ermög­li­chen“, für die „Zukunft der Indus­trie im Hoch­lohn­land Deutsch­land“ müss­ten „For­schung, Ent­wick­lung und Anwen­dung moder­ner Tech­no­lo­gien und Pro­zes­se in Schiff­bau und Mee­res­tech­nik, Schiffs­be­trieb und Hafen­lo­gis­tik wirk­sa­mer und stär­ker“ unter­stützt wer­den. Kon­kret bedeu­tet das nach Ansicht der genann­ten Ver­bän­de: „Zur Stär­kung des mari­ti­men Indus­trie­stand­orts Deutsch­lands soll­ten die ver­füg­ba­ren För­der­instru­men­te opti­miert und ergänzt wer­den. Dort wo zusätz­li­ches Enga­ge­ment der Unter­neh­men noch nicht vom Markt hono­riert wird, muss die Bun­des­re­gie­rung mit ziel­ge­rich­te­ten För­der­pro­gram­men Anrei­ze für inno­va­ti­ve Inves­ti­tio­nen setzen.“

Wei­te­re For­de­run­gen zie­len auf Aus­bau der see­wär­ti­gen Zufahr­ten und der Hin­ter­land­an­bin­dun­gen deut­scher See­hä­fen, dafür sei es uner­läss­lich, die deut­sche Ver­kehrs­in­fra­struk­tur „mit den dafür not­wen­di­gen Haushalts- und Per­so­nal­res­sour­cen opti­mal wei­ter­zu­ent­wi­ckeln“.  Stets wach­sen­de büro­kra­ti­sche Anfor­de­run­gen „etwa im Zoll­recht oder durch stets wach­sen­de Mel­de­pflich­ten“ hemm­ten „die wirt­schaft­li­chen Pro­zes­se in erheb­li­chem Maße“, folg­lich müss­ten bestehen­de Vor­schrif­ten „effi­zi­ent und trans­pa­rent“ gestal­tet werden.

Grund­sätz­lich ist zwar der Tagungs­ort schon seit der 8. NMK 2013 in Kiel bekannt, eine Über­ra­schung ist aber die Ter­min­set­zung auf den 19. / 20. Okto­ber – denn bis­lang haben die NMK immer im Früh­jahr statt­ge­fun­den. Das ver­an­stal­ten­de Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um behaup­tet, man habe das „Kon­zept der Kon­fe­renz … moder­ni­siert“. Kern­punkt der neu­en Struk­tur ist, dass es nicht mehr Work­shops wäh­rend der Tagung geben soll, son­dern sie­ben vor­be­rei­ten­de Bran­chen­fo­ren im ers­ten Halb­jahr 2015. Laut Minis­te­ri­um sol­len die Ergeb­nis­se der Bran­chen­fo­ren dann in die Erar­bei­tung einer „Mari­ti­men Stra­te­gie“ ein­flie­ßen, die auf der Oktober-Konferenz prä­sen­tiert wird. „Mit die­sem neu­en Kon­zept wol­len wir errei­chen, dass der Dia­log zwi­schen den betei­lig­ten Akteu­ren noch trans­pa­ren­ter und vor allem ergeb­nis­ori­en­tier­ter gestal­tet wird“, tönt das Minis­te­ri­um dazu – Beob­ach­ter haben da aller­dings so ihre Zweifel.

Denn wäh­rend auf frü­he­ren NMK die Work­shops immer für alle NMK-Teilnehmer glei­cher­ma­ßen offen stan­den, wur­den bereits bei der jüngs­ten Kon­fe­renz in Kiel Medi­en­ver­tre­ter gezielt aus­ge­schlos­sen. Der Ver­dacht liegt also nahe, dass das neue Kon­zept die span­nen­den Dis­kus­sio­nen unter den Exper­ten und Reprä­sen­tan­ten der jewei­li­gen Bran­chen bewusst intrans­pa­rent hal­ten soll. Das ers­te Forum hat bereits Anfang März zum The­ma „Offshore-Windenergie“ in Bre­mer­ha­ven getagt – ohne vor­he­ri­ge öffent­li­che Ankün­di­gung. Die Ministeriums-Webseite zur NMK ent­hält kei­ne Anga­ben über wei­te­re Termine.

Mehr sie­he hier: Die Erklä­rung der fünf Ver­bän­de (PDF auf Web­site des ZVDS)

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WATERKANT-Redaktion