Rechenkünstler

2015 war ein sehr gutes Jahr“, ver­kün­de­te Nie­der­sach­sens Wirt­schafts­mi­nis­ter Olaf Lies (SPD) Anfang die­ser Woche bei der Jah­res­pres­se­kon­fe­renz für die neun Lan­des­hä­fen – im Ver­wal­tungs­ge­bäu­de über der immer noch gäh­nend lee­ren Kaje des Wil­helms­ha­ve­ner Jade­We­ser­Port (JWP). Das war ein biss­chen schöngerechnet.

Tat­sa­che ist, dass die neun nie­der­säch­si­schen See­hä­fen im ver­gan­ge­nen Jahr gegen­über 2014 ein deut­li­ches Plus hin­ge­legt haben. Amt­lich wird das Ergeb­nis mit 51,9 Mil­lio­nen Ton­nen Gesamt­um­schlag für Papen­burg, Leer, Emden, Wil­helms­ha­ven, Nor­den­ham, Bra­ke, Olden­burg, Cux­ha­ven und Sta­de bezif­fert. Wäh­rend der tief im Bin­nen­land gele­ge­ne „See­ha­fen“ von Olden­burg ein Minus von rund 20 Pro­zent hin­neh­men muss­te, kamen Emden und Cux­ha­ven mit eher läp­pi­schen Ver­lus­ten davon. Alle übri­gen Häfen ver­zeich­ne­ten Zuwäch­se in unter­schied­li­chen Höhen.

Die minis­te­ri­el­le Bilanz hat aber zwei Schwach­stel­len. Die Klei­ne­re davon ist eher eine Unge­reimt­heit, denn Lies stell­te fest, es habe gegen­über 2014 ein Wachs­tum von zwölf Pro­zent gege­ben und nennt dafür einen Vor­jah­res­wert von 46,4 Mil­lio­nen Ton­nen. Das Sta­tis­ti­sche Lan­des­amt hin­ge­gen bezif­fert den Jahres-Seegüterumschlag von 2014 mit 47,3 Mil­lio­nen Ton­nen; was das 2015-Plus auf rund zehn Pro­zent drü­cken würde.

Skur­ril das eine, bri­san­ter das ande­re: Das „sehr gute Jahr“ der nie­der­säch­si­schen See­hä­fen ent­puppt sich bei nähe­rem Hin­se­hen als eher schlaf­fe Etap­pe in der nicht enden wol­len­den Auf­hol­jagd. Vor der gro­ßen Kri­se näm­lich bilan­zier­ten die See­hä­fen des Lan­des ihren Umschlag mit 63,1 Mil­lio­nen Ton­nen; das war im Jahr 2008. Dann brach der See­han­del, wie ande­re Wirt­schafts­pa­ra­me­ter auch, dras­tisch ein, schrumpf­te auf jähr­lich 46,2 Mil­lio­nen Ton­nen im Jah­re 2010. In den Fol­ge­jah­ren ging es mal ein biss­chen rauf, mal run­ter – aber 51,9 Mil­lio­nen Ton­nen bedeu­ten gegen­über dem frü­he­ren Rekord immer noch ein Minus von rund 18 Pro­zent und las­sen 2015 trotz des leich­ten Auf­winds nicht gera­de als „sehr gut“ daste­hen. Dies gilt um so stär­ker, als in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren annä­hernd eine Mil­li­ar­de Euro Steu­er­geld in den Aus­bau der Infra- und Supra­struk­tur nie­der­säch­si­scher See­hä­fen inves­tiert wor­den sein dürften.

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WATERKANT-Redaktion