Offshore-Terminal: Skurriles Gezerre

Das Rin­gen um den geplan­ten Offshore-Terminal im Süden Bre­mer­ha­vens, kurz OTB genannt, geht wei­ter: Trotz meh­re­rer Kla­gen gegen das umstrit­te­ne Vor­ha­ben ist der auf dem vor­ge­se­he­nen Gelän­de bis­lang betrie­be­ne Regio­nal­flug­ha­fen Bremerhaven-Luneort am 29. Febru­ar staat­li­cher­seits geschlos­sen wor­den – vorsorglich.

Frist­ge­recht zum Jah­res­en­de 2015 hat­te der Umwelt­ver­band BUND in Bre­men sei­ne ange­kün­dig­te Kla­ge beim Ver­wal­tungs­ge­richt Bre­men ein­ge­reicht. Wie berich­tet, hält der BUND das Pro­jekt weder für trag­fä­hig begrün­det noch für zuläs­sig: Der Hafen soll in einem euro­päi­schen Natura‑2000-Schutzgebiet in Brack­was­ser­watt und Flach­was­ser­zo­ne der Weser­mün­dung – zugleich Teil des größ­ten bre­mi­schen Natur­schutz­ge­biet Lun­e­p­la­te – gebaut wer­den. Zudem sind für die gesetz­li­chen Aus­gleichs­maß­nah­men aus­ge­rech­net Flä­chen vor­ge­se­hen, die frü­he­re Ein­grif­fe an ande­ren Stel­len kom­pen­sie­ren; beim BUND heißt das tref­fend, Natur­schutz­maß­nah­men wür­den „über­ein­an­der gestapelt“.

Zwar hat das staat­li­che Hafen­un­ter­neh­men bre­men­ports, das den OTB-Bau betreibt, dem BUND eine „Ver­län­ge­rung des frei­wil­li­gen Ver­zichts“ auf bau­li­che Ein­grif­fe in wert­vol­le Natur­zo­nen bis zum Gerichts­ent­scheid zuge­si­chert – aber das gestal­tet sich als stän­di­ges Rin­gen um Details: Hier ein biss­chen „Deichsi­che­rung“, dort ein biss­chen Rodung oder ein biss­chen Munitionsaltlasten-Suche – schon weni­ge Mona­te nach dem Plan­fest­stel­lungs­be­schluss ist das Gelän­de längst nicht mehr das­sel­be, das es mal war.

Aber nicht nur der BUND wider­setzt sich dem 180 Mil­lio­nen Euro teu­ren OTB-Projekt. Zum einen hat auch das Che­mie­un­ter­neh­men Kro­nos Titan geklagt, das in Nor­den­ham gegen­über dem geplan­ten OTB-Standort liegt. Skur­ril: Die Fir­ma war vor 30 Jah­ren Brachial-Gegner von Mee­res­um­welt­schüt­zern wegen ihrer Dünnsäure-Verklappung in der Nord­see. Kro­nos ist nicht grund­sätz­lich gegen den OTB, will sich aber mit sei­ner Kla­ge Rechts­an­sprü­che auf erhöh­te Kos­ten sichern, die ihm nach Inbe­trieb­nah­me eines OTB für Bag­ge­run­gen an der fir­men­ei­ge­nen Anle­ge­stel­le ent­ste­hen können.

Zum ande­ren weh­ren sich bekannt­lich diver­se Flie­ger, die den bis­lang auf dem geplan­ten OTB-Gelände lie­gen­den Regio­nal­flug­ha­fen Lune­ort genutzt haben, gegen das Vor­ha­ben. Wäh­rend ein ansäs­si­ges Unter­neh­men, wie eben­falls bereits berich­tet, schon umge­zo­gen ist ins 30 Kilo­me­ter ent­fern­te Nord­holz, sind diver­se Sport­flie­ger vom Aero Club Bre­mer­ha­ven eben­falls vor Gericht gezo­gen und haben sich der Schlie­ßung des Flug­ha­fens zu wider­set­zen ver­sucht: Ohne Ent­schei­dung über die BUND-Klage und damit die Zuläs­sig­keit des OTB-Projekts dür­fe der Flug­be­trieb nicht vor­sorg­lich ein­ge­stellt wer­den. Das Ver­fah­ren mutet eben­falls ein biss­chen skur­ril an: Obwohl die Chan­cen die­ser Abwehr­kla­ge als durch­aus hoch bewer­tet wer­den, wur­de der Flug­ha­fen am 29. Febru­ar geschlos­sen, weil die Gerichts­ent­schei­dung zu die­sem Zeit­punkt noch nicht vor­lag. Soll­te also der Kla­ge statt­ge­ge­ben wer­den, wird das Gezer­re wei­ter gehen, ob der Flug­be­trieb wie­der zuge­las­sen wer­den muss – Schil­da lässt grüßen.

Ach, ja, eines soll nicht uner­wähnt blei­ben: Nach­dem sei­ner­zeit die Aus­schrei­bun­gen sowohl für einen pri­va­ten Inves­tor als auch für einen pri­va­ten Betrei­ber ergeb­nis­los im Weser­schlick ver­sun­ken waren und die Lan­des­re­gie­rung die zuvor vehe­ment ver­nein­te staat­li­che Umset­zung nun doch anpack­te, haben bre­men­ports und das eben­falls staat­li­che Hafen­un­ter­neh­men BLG Logi­stics Mit­te Febru­ar den Betrei­ber­ver­trag unterzeichnet.

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WATERKANT-Redaktion