Der Bielefelder Mischkonzern Dr. August Oetker KG will seine traditionsreiche Reederei „Hamburg Süd“, derzeit auf Platz 7 des Rankings der größten Container-Operatoren, an den dänischen Weltmarktführer Mærsk Line A/S verkaufen, der damit seinen Anteil am globalen Containergeschäft von 15,7 auf 18,6 Prozent ausweiten würde.
Die Zukunft der weltweit mehr als 6000 Mitarbeiter ist unsicher, unverbindlichen Beteuerungen vonseiten des Konzerns steht die klare Ablehnung von Arbeitsplatzgarantien seitens des Mærsk-Chefs gegenüber. „Hamburg Süd“ – in den aktuellen Rankinglisten unmittelbar hinter Hapag-Lloyd – ist entstanden und stark geworden vor allem im Lateinamerika-Geschäft: ein Feld, auf dem Mærsk bislang eher
schwach aufgestellt ist. Insofern würde die Übernahme des deutlich schwächeren Konkurrenten von der Elbe nicht nur die ohnehin abgehobene Spitzenstellung der Dänen weiter stärken, sondern ihnen auch eine geographische Ausweitung ihres Einflusses
bringen.
Es gibt laut Pressemitteilung der Reederei bislang nur einen Vorvertrag, die weiteren Details sind noch zu verhandeln. Auch von „zahlreichen Kartellbehörden“ müsse eine Übernahme erst noch abgesegnet werden, hieß es. „Frühestens Ende 2017“ könne das wirksam werden. Das wirft zum einen die Frage auf, wie sich bis dahin der globale Schiffahrtsmarkt, insbesondere im Containersektor, weiterentwickelt – und zum anderen wird es spannend sein zu beobachten, ob und wie die deutsche Politik sich gegenüber dem anhaltenden Ausverkauf des vielgepriesenen „Schiffahrtsstandortes“ verhält – denn bei Verkauf von „Hamburg Süd“ an die Dänen wäre die teilstaatliche Reederei Hapag-Lloyd der letzte größere deutsche „Player“ im internationalen Container-Geschäft.
„Hamburg Süd“ hat übrigens seine Flotte in jüngster Zeit kräftig modernisiert, hat also globale Überkapazitäten, deren Folgen sie jetzt plagen, aktiv befördert. Die aktuell rund 70 Containerschiffe der Oetker-Reederei fahren zu mehr als 50 Prozent unter den Billigflaggen Liberias, Madeiras, der Marshall-Inseln und Zyperns, weitere 18 im deutschen Zweitregister, laut ITF ebenfalls eine Billigflagge.
Quelle: „junge Welt“ vom 6. Dezember 2016