Elb-Link-Fähre außer Betrieb

Noch vor weni­gen Wochen hat­te das Unter­neh­men Elb-Link, das seit Som­mer 2015 mit Unter­bre­chun­gen die Fähr­li­nie Cuxhaven-Brunsbüttel betreibt, gute Aus­las­tung ver­mel­det. Seit ges­tern aber ist der Fähr­be­trieb wie­der ein­ge­stellt. Es ist eine irgend­wie ver­wor­re­ne Situa­ti­on, die die Ver­bin­dung nicht sta­bil funk­tio­nie­ren las­sen will…

Ende Mai die­ses Jah­res hat­te Elb-Link nach mehr­wö­chi­ger Zwangs­pau­se den Betrieb wie­der auf­ge­nom­men. Nach der Insol­venz des ers­ten Betrei­bers war mit der „Elb-Link-Fährgesellschaft mbH“ eine neue Gesell­schaft gegrün­det wor­den, hat­te mit einem gechar­ter­ten Schiff – statt zuvor zwei – die Rou­te sechs­mal täg­lich hin und her befah­ren. Dank kür­ze­rer Lie­ge­zei­ten und höhe­rer Motor­leis­tung dau­er­te aber eine Über­fahrt nun nur noch rund 75 statt bis­her 90 Minuten.

50 Tage nach dem Spätfrühjahrs-Neustart bilan­zier­te Elb-Link-Geschäftsführer Bernd Bäss­mann – im frü­he­ren Fähr­un­ter­neh­men als Betriebs­lei­ter enga­giert – im Juli die­ses Jah­res ers­te Erfol­ge. Trotz Ver­zichts auf ein zwei­tes Fähr­schiff konn­te er deut­lich gestei­ger­te Beför­de­rungs­zah­len mel­den: Rund 52.500 Pas­sa­gie­re in 50 Tagen bedeu­ten gegen­über dem Vor­jahrs­zeit­raum mit 47.065 Per­so­nen eine Stei­ge­rung um knapp zwölf Prozent.

Das jet­zi­ge Aus hat zwar offi­zi­ell „nur“ einen tech­ni­schen Grund; es heißt, das Fähr­schiff habe einen tech­ni­schen Defekt, es wer­de ver­sucht, es in Bruns­büt­tel zu repa­rie­ren. Aber die Tat­sa­che, dass laut Medi­en­be­rich­ten weder Elb-Link-Geschäftsführer Bäss­mann noch der Spre­cher der Schiffs­eig­ner zu errei­chen sind, macht beid­sei­tig des Flus­ses vie­le stut­zig – denn unter ähn­li­chen Umstän­den hat­te sei­ner­zeit jene Kri­se begon­nen, die dann in die Insol­venz mün­de­te. Dies übri­gens gehört zu den für die Öffent­lich­keit undurch­schau­ba­ren Umstän­den des gan­zen Fähr­pro­jekts: Eigner-Sprecher ist aus­ge­rech­net jener Chris­ti­an Schulz, der in dem 2015 eta­blier­ten Unter­neh­men der est­ni­schen Ree­de­rei Saa­re­maa als Geschäfts­füh­rer fun­gier­te – die Eigner-Gesellschaft hat übri­gens ihren Sitz im EU-Steuerparadies Mal­ta (wes­halb es wäh­rend des Neu­starts nach der Insol­venz zunächst das pein­li­che Geran­gel um die Flag­gen­füh­rung der Fäh­ren gab).

UPDATE 14. NOVEMBER 2017:

Weni­ge Tage nach dem „tech­ni­schen K.O.“ im Okto­ber (sie­he oben) hat­te das Geran­gel zwi­schen Fähr­be­trieb und Schiffs­eig­nern zum „vor­über­ge­hend dau­er­haf­ten“ Aus des Fähr­be­triebs geführt: Erst unter­sag­ten die Eig­ner die wei­te­re Nut­zung des Schiffs und beor­der­ten es trotz voll­zo­ge­ner Maschi­nen­re­pa­ra­tur in die Werft. Dann auf ein­mal lie­ßen sie ver­lau­ten, der Char­ter­ver­trag für die Fäh­re sei bereits am 30. Sep­tem­ber aus­ge­lau­fen (obwohl das Schiff Anfang Okto­ber noch unbe­an­stan­det zwi­schen Cux­ha­ven und Bruns­büt­tel ver­kehr­te); Schulz ver­kün­de­te gar via Medi­en sein Bedau­ern, dass es der­zeit „lei­der kei­ne ver­trag­li­che Ver­bin­dung mehr zu der Elb-Link Fähr­ge­sell­schaft“ gebe. Und wei­ter: Man erwar­te ein Ange­bot für eine „ver­nünf­ti­ge Char­ter­ra­te“, dann kön­ne das Schiff jeden Tag wie­der den Betrieb aufnehmen.

Es geht also ums Geld. Könn­te es sein, dass Schulz und die Eig­ner (und frü­he­ren Betrei­ber) der neu­en Linie ihrem ehe­ma­li­gen Ange­stell­ten Bäss­mann die Luft abwür­gen möch­ten, weil der offen­sicht­lich mehr Erfolg hat als sie? Sol­che Spe­ku­la­tio­nen kur­sie­ren der­zeit an der Elb­mün­dung, las­sen sich aber vor­erst weder veri­fi­zie­ren noch wider­le­gen. Fakt ist nur: Es gibt der­zeit kei­ne Fähr­ver­bin­dung zwi­schen Cux­ha­ven und Brunsbüttel.

Die­ser Tage nun mel­de­te sich Elb-Link-Geschäftsführer Bäss­mann öffent­lich zu Wort und berich­te­te von inten­si­ven Gesprä­chen mit Poli­tik, Ban­ken und mög­li­chen Ver­char­te­rern – also offen­sicht­lich für ande­re Schif­fe als die von Saa­re­maa; er habe vor, „spä­tes­tens im Früh­jahr mit einem zukunfts­fä­hi­gen Kon­zept den Fähr­be­trieb wie­der auf­zu­neh­men“. Um das aber errei­chen zu kön­nen, benö­tigt er zunächst Über­brü­ckungs­geld – und das erhofft er sich aktu­ell von den bei­den Städ­ten Cux­ha­ven und Bruns­büt­tel sowie von den jeweils umlie­gen­den Land­krei­sen Cux­ha­ven und Dith­mar­schen. In einem Bitt­brief bezif­fer­te er die Höhe eines erhoff­ten Dar­le­hens auf rund 200.000 Euro.

Aller­dings bewer­ten Ken­ner der regio­na­len Poli­tik die Chan­cen dafür als gering: Denn falls die öffent­li­che Hand Geld gibt für das Unter­neh­men Elb-Link, müss­te sie damit rech­nen, dass auch die Fäh­re Wischhafen-Glückstadt For­de­run­gen stellt. Das seit vie­len Jah­ren erfolg­rei­che Unter­neh­men lei­det nicht etwa unter wirt­schaft­li­cher Not, son­dern krankt an poli­ti­scher Unge­wiss­heit: Tag für Tag ver­kün­den die Ver­kehrs­funk­sen­der War­te­zei­ten an den bei­den Fähr­an­le­gern von sehr häu­fig meh­re­ren Stun­den. Grund ist, dass das Unter­neh­men seit Jah­ren nicht ver­ant­wor­tungs­voll inves­tie­ren kann, weil die Poli­tik ger­ne im Zuge ihrer Wunsch­au­to­bahn A 20 die Elbe weni­ge Kilo­me­ter neben der Fähr­ver­bin­dung unter­tun­neln möch­te, was aller Vor­aus­sicht nach das Aus des Betriebs bedeu­ten würde.

Fort­set­zung folgt…

Quel­len: Berich­te des NDR und der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung

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WATERKANT-Redaktion