2016 / 01 – Munitions-Unfälle und kein Ende

Pressemitteilung

Neue Unter­su­chung: Zahl der Opfer durch Altmunition
an deut­scher Nord- und Ost­see dop­pelt so hoch als bis­lang geschätzt

Als der Koblen­zer Mee­res­bio­lo­ge Dr. Ste­fan Neh­ring 2007/2008 eine ers­te umfas­sen­de Sta­tis­tik über Unfäl­le mit Muni­ti­ons­alt­las­ten und ver­senk­ten Gift­kampf­stof­fen in Nord- und Ost­see ver­öf­fent­lich­te, warn­te er bereits, mit einer hohen Dun­kel­zif­fer müs­se gerech­net wer­den, weil etli­che Akten noch ver­bor­gen oder ver­schlos­sen sei­en. Die­se Pro­gno­se hat sich nun bit­ter bewahr­hei­tet: In sei­ner aktu­el­len Neu­fas­sung die­ser Sta­tis­tik, die der Muni­ti­ons­exper­te zum Jah­res­wech­sel exklu­siv in der nicht-kommerziellen Fach­zeit­schrift WATERKANT ver­öf­fent­licht hat (sie­he Link unten), lis­tet er eine fast dop­pelt so hohe Opfer­zahl wie vor acht Jah­ren auf: Min­des­tens 418 Tote und 720 Ver­letz­te sind bis heu­te in der im Juni 1945 begin­nen­den Bilanz nachgewiesen.
Ins­ge­samt 288 Vor­fäl­le mit deut­schen Opfern hat Neh­ring mitt­ler­wei­le unter­sucht – Unfäl­le wäh­rend der Muni­ti­ons­ver­sen­kun­gen in den Jah­ren nach dem Zwei­ten Welt­krieg durch alli­ier­te und deut­sche Behör­den, bei Kampfstoff-„Entsorgungen“ sei­tens der BRD und der DDR, Unfäl­le in der Fische­rei, in der Schiff­fahrt etwa durch Minen­kol­li­si­on, bei Bag­ge­run­gen, Was­ser­bau­maß­nah­men oder Ber­gungs­ver­su­chen sowie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zuneh­mend bei Tou­ris­ten durch unauf­ge­klär­ten Umgang mit Strand­fun­den. „Und selbst all dies“, so Neh­ring wei­ter, „bedeu­tet noch nicht das Ende des Schre­ckens“ – nicht nur, weil auch heu­te noch vie­le Akten nicht ein­seh­bar sei­en, son­dern auch, weil es nach wie vor jedes Jahr zu neu­en Unfäl­len mit grau­sa­men Ver­let­zun­gen komme.
In die­sem Zusam­men­hang bemän­gelt der Exper­te erneut das Agie­ren der zustän­di­gen Behör­den, ins­be­son­de­re des so genann­ten Bund‑/ Länder-Expertenkreises „Muni­ti­on im Meer“. Noch immer wür­de vie­les igno­riert oder über­se­hen, es wer­de aber auch ver­säumt, wei­te­ren Vor­fäl­len an beson­ders gefähr­de­ten Strän­den durch kla­re Ver­bo­te vor­zu­beu­gen. Fer­ner blie­ben bis heu­te die Fol­gen von Kampf­stoff­un­fäl­len vor allem in der Ostsee-Fischerei zu wenig beach­tet – und dies nicht nur in Deutsch­land: „Kei­ne offi­zi­el­le Stel­le hat bis heu­te die Initia­ti­ve ergrif­fen, die­ses lebens­ge­fähr­li­che Pro­blem für die Fischer (und Ver­brau­cher) zu lösen“, so Nehring.

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Direk­ter Kon­takt zu Dr. Ste­fan Nehring:
stefan-nehring@web.de — Tele­fon: 0261 - 133 03 98

Die aktu­el­le Unter­su­chung von Dr. Ste­fan Neh­ring: „Munitions-Unfälle – und kein Ende“ steht inter­es­sier­ten Medi­en­ver­tre­tern als PDF (4,7 MB!) hier gra­tis zum Down­load zur Ver­fü­gung. In gedruck­ter Form ist sie in der vom För­der­kreis WATERKANT her­aus­ge­ge­be­nen gleich­na­mi­gen Zeit­schrift erschie­nen, für Medi­en­ver­tre­ter gra­tis per E-Mail an die Redak­ti­on. Die­se Pres­se­mit­tei­lung als PDF-Datei kann hier abge­ru­fen werden.